Curt Meyer-Gedächtnispreis für herausragende Krebsforschung
Der Curt Meyer-Gedächtnispreis gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen für junge Krebsforschende in Berlin. 1988 zum ersten Mal von der Berliner Krebsgesellschaft e.V. verliehen, wird der Forschungspreis ab 2025 unter neuen Richtlinien vergeben. Weitere Informationen hierzu folgen.
Der Preis dient dem ehrenden Gedenken an den Berliner Senatsrat Dr. med. Curt Meyer (1891-1984). Dr. Meyer wurde nach praktischer und kommunalärztlicher Tätigkeit in Thüringen und Berlin 1944 verhaftet und ins KZ Auschwitz deportiert. Nach 1945 reorganisierte der spätere Träger der Ernst-Reuter-Plakette das Gesundheitswesen im ehemaligen Westberlin, vor allem die Gesundheitsfürsorge. Meyer war Gründungsmitglied und langjähriger Geschäftsführer des Landesausschusses Berlin für Krebsbekämpfung e.V., aus dem 1957 die Berliner Krebsgesellschaft e.V. hervorgegangen ist.
Preisträger 2022
Dr. Frederik Bartels, Charité
Dr. Frederik Bartels, Neurologe von der Klinik für Neurologie an der Charité Universitätsmedizin, erhält in diesem Jahr den renommierten Curt Meyer-Gedächtnispreis. Der Preis ist der wichtigste Förderpreis für junge Krebsforscher:innen in Berlin. Gegen das Gehirn gerichtete Autoantikörper können zu Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen bei Menschen mit Tumorerkrankungen führen. Das fand Dr. Frederik Bartels am Beispiel des Lungenkrebses heraus. Die Verleihungen des Preises fand auf dem Deutschen Krebskongress 2022 in der Plenarsitzung Lungentumoren im CityCube Berlin statt.
Preisverleihung beim Deutschen Krebskongress 2022: Laudatorin Prof. Petra Feyer, Vorstandsvorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft e.V. (rechts) und Geschäftsführerin Barbara Kempf ehren den Preisträger Dr. Frederik Bartels. Foto Gregor Zielke
Warum haben Tumorpatient:innen Schwierigkeiten mit der kognitiven Leistungsfähigkeit? Mit dieser Frage beschäftigt sich die von der Berliner Krebsgesellschaft e.V. ausgezeichnete Arbeit von Dr. Frederik Bartels, der an der Charité als Teilnehmer des Clinician Scientist Programms von Charité und Berlin Institute of Health (BIH) forscht.
Häufig leiden Menschen mit einer Krebserkrankung an kognitiven Defiziten (sogenannte „cancer-related cognitive impairments“, CRCI). Das können Gedächtnis- oder Aufmerksamkeitsstörungen sein, die aufgrund des verbesserten Langzeitüberlebens bei Tumorerkrankungen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Diese kognitiven Beeinträchtigungen entwickeln sich unabhängig von einer Chemotherapie oder Bestrahlung und treten teilweise sogar vor Beginn der Tumortherapie auf.
Das ist auch bei Patient:innen mit Lungenkarzinom der Fall. Zur Ursachenforschung nahmen Neurologe Dr. Frederik Bartels um die Arbeitsgruppe „Kognitive Störungen bei neurologischen Erkrankungen“ von Prof. Carsten Finke bestimmte neuronale Autoantikörper in den Blick. Diese fehlgeleiteten Abwehrstoffe richten sich gegen das eigene Gehirn, anstatt vor Erregern zu schützen. Bartels und Team untersuchten erstmalig systematisch den Zusammenhang dieser neuronalen Autoantikörper und kognitiven Defiziten bei Patient:innen mit kleinzelligem und nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. Ihre Querschnittsstudie wies bei mehr als zwei Drittel der 167 Patient:innen mit Lungenkarzinom Autoantikörper gegen das Gehirn nach, die mit kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung stehen.
„Was wir im Rahmen der Studie sehen ist, dass bestimmte Autoantikörper bei Lungenkarzinompatient:innen häufiger auftreten, als bei gesunden Menschen. Wir gehen beim Verständnis der Antikörper davon aus, dass es unterschiedliche Ursachen gibt, warum sie sich gegen das eigene Nervensystem richten. Die Tumorerkrankung kann ein Auslöser für diesen Mechanismus sein“, so Frederik Bartels. Wenn also Lungenkrebspatient:innen an Aufmerksamkeitsstörungen oder Störungen des verbalen Gedächtnises leiden, kann das daran liegen, dass sich das eigene Immunsystem gegen neuronale Strukturen im Gehirn wenden.
Professorin Petra Feyer, Vorstandsvorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft e.V., überreichte den Curt Meyer-Gedächtnispreis im Rahmen der Plenarsitzung Lungentumore beim Deutschen Krebskongress 2022. „Die Forschungsergebnisse von Dr. Frederik Bartels sind zukunftsträchtig. Denn sie können dazu beitragen, dass neue Therapiemöglichkeiten in der Behandlung von immunvermittelten neurologischen Beeinträchtigungen bei Patient:innen mit Lungenkrebs entwickelt werden.“
Preisträger:innen 2021
Dr. Laura Schmalbrock , Charité, und Matthias Jürgen Schmitt, MDC
Dr. Laura Schmalbrock
Preisverleihung bei der Jahrestagung der DGHO: Laudator Prof. Dr. Lars Bullinger, Direktor der Med. Klinik m.S. Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie (r.) und Barbara Kempf (l.), Geschäftsführerin der Berliner Krebsgesellschaft e.V. ehren die Preisträgerin Dr. Laura Schmalbrock. © DGHO | Timo Schmidt
Mechanismen verstehen
Die Ursachen, die zu einem Therapieversagen führen, sind bislang erst wenig erforscht. Schmalbrock untersucht, warum manche Patientinnen und Patienten mit AML auf eine bewährte Behandlungsmethode mit sogenannten Tyrosinkinase-Inhibitoren – einer spezifischen Wirkstoffklasse – in Kombination mit Chemotherapie nicht reagieren oder nach Ansprechen einen Rückfall der Krankheit erleiden.Um die Mechanismen dieser Resistenzentwicklung gegen die Behandlung zu untersuchen, führte die Hämatologin Mutationsanalysen mittels Exon-Sequenzierung bei 75 Patientinnen und Patienten mit AML durch. Durch den Vergleich der Mutationen zum Zeitpunkt der Diagnose und zum Zeitpunkt des Rückfalls identifizierte Dr. Schmalbrock Veränderungen der Mutationsmuster, die bei der Resistenzentstehung eine Rolle spielen. Dieses Wissen trägt nun dazu bei, zukünftig besser zu verstehen, warum Therapien in dieser entsprechenden Kombination bei AML scheitern können.
Matthias Jürgen Schmitt
Bringt Licht ins Dunkel des Glioblastoms: Matthias Schmitt
Das Licht in der Zelle anschalten
Jedes Jahr erkranken etwa 4.800 Menschen am überaus aggressiven Glioblastom. Anders als bei vielen anderen Krebserkrankungen kehrt der Tumor auch nach Operation und anschließender Bestrahlung unweigerlich zurück. Um nach neuen Therapieoptionen suchen zu können, müssen die Resistenzmechanismen aufgedeckt werden. Molekulare Reporter machen den „Identitätswechsel“ sichtbar, den die einzelnen Zellen eines Glioblastoms im Laufe der Zeit durchmachen, insbesondere wenn der Tumor nach der Therapie zurückkehrt.
Molekulare Reporter sind synthetische Kopien von DNA-Sequenzen, welche die Aktivität jener Gene regulieren, die die Zellumwandlung in Gang setzen oder stoppen. Einzelansicht „Wir haben quasi das komplette ,Regulatom‘ dieser Signaturgene in einem kleinen DNA-Stück zusammengefasst und mit einem fluoreszierenden Protein verknüpft“, erklärt Schmitt. „Wenn sich der Zellzustand ändert, werden bestimmte Transkriptionsfaktoren aktiv, binden an den entsprechenden Zielgenen – und an unseren Reporter. Und dann geht in der Zelle das Licht an.“
So zeigen die Forschenden unter anderem, dass Immunzellen die Tumorzellen regelrecht verteidigen, anstatt sie zu bekämpfen. Sie können auch in Echtzeit verfolgen, wie einzelne Tumorzellen auf bestimmte Therapien reagieren. Das Team will nun herausfinden, ob und wie es möglich ist, die Immunzellen davon abzuhalten, die Tumorzellen zu unterstützen.
Hinweis
Informationen zu den überarbeiteten Richtlinien finden Sie nach Überarbeitung an dieser Stelle.