Mit dem Welttag für Kinder krebskranker Eltern wird seit 2015 jährlich auf die schwierige Situation von Kindern und Jugendlichen erkrankter Eltern hingewiesen. Ziel des Tages ist es, für eine kindgerechte und ehrliche Kommunikation in der Familie einzutreten und Unterstützungsangebote sichtbar zu machen.
Laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts sind jährlich rund 50.000 minderjährige Kinder neu von der Krebserkrankung eines Elternteils betroffen. Kinder wie Eltern gehen dann durch eine schwierige Zeit: "Laut Untersuchungen zeigen bis zu 30 % der mitbetroffenen Kinder Auffälligkeiten wie ängstlich-depressive Verstimmungen oder Entwicklungsverzögerungen", berichtet Barbara Kempf, Geschäftsführerin der Berliner Krebsgesellschaft. "Werden die betroffenen Familien aber psychologisch begleitet, zeigen die Kinder deutlich weniger klinische Symptome und auch ein besseres Bewältigungsverhalten. Eine flächendeckende Versorgung ist also klar indiziert und sollte deutschlandweit sichergestellt werden", so Kempf.
Um betroffene Familien in Berlin zu helfen, hat die Berliner Krebsgesellschaft ihr Beratungsangebot 2012 um eine kostenlose Sprechstunde für Kinder und Jugendliche erweitert. Das Angebot ist einmalig in Berlin. Zwei Psychologinnen unterstützen die ganze Familie, sind aber vor allem für die Sorgen und Nöte der Kinder da. Im ersten Kontakt mit den Eltern geht es fast immer um das Gespräch mit dem Kind und wie man die Erkrankung am besten vermittelt.
Wie können Kinder und Jugendliche auf die Erkrankung des Elternteils reagieren?
Das hängt sehr vom Alter des Kindes ab, aber auch von seinen Erfahrungen und seiner Persönlichkeit. Kleinkinder haben Mühe die Veränderung zu verstehen. Sie fühlen sich häufig durch die Unsicherheit der Eltern bedroht und geben sich mitunter selbst die Schuld für die Krankheit des Elternteils.
Jugendliche können die Situation schon besser verstehen, aber auch sie haben Angst. Ein ungewisser Krankheitsverlauf und die erlebte Not der Eltern kann dazu führen, dass die Jugendlichen ihren natürlichen Abnabelungsprozess aussetzen und ihre eigenen Bedürfnisse aus Rücksicht und Loyalität den Eltern gegenüber vernachlässigen.
Was Kindern und Jugendlichen hilft
Ein offener und sensibler Umgang mit der Erkrankung schützt Kinder und Jugendliche. Erklärungen helfen dem Kind Veränderungen richtig einzuordnen und stärken überdies das Vertrauen zwischen den Mitgliedern der Familie. Es ist deshalb gut und wichtig über den "Krebs" zu sprechen und das Kind behutsam und altersgerecht miteinzubeziehen.
Im ersten Austausch sollte es kurz und knapp um die Erkrankung des Elternteils gehen. Wichtig für Kinder: Was ist mit der Mutter oder dem Vater geschehen und was wird sich in ihrem Alltag verändern und warum. Entlastende Botschaften können sein "Du hast keine Schuld an der Erkrankung" oder "Krebs ist nicht ansteckend". Viele Kinder entlastet es auch, wenn sie das Gefühl vermittelt bekommen, alles und zu jeder Zeit fragen zu dürfen.
Ist das erste Gespräch geführt, ist es damit nicht getan. Darauf folgt häufig die Zeit der Therapie und diese Phase kann sich über viele Monate hinziehen. Eltern können viel dafür tun, dass es ihrem Kind auch in dieser Zeit gut geht. Gesprächsbereitschaft und ein ausgeprägtes "Wir-Gefühl" helfen dem Kind nach vorn zu blicken. Und gerade in dieser turbulenten Zeit ist es wichtig, Alltagsroutinen aufrechtzuerhalten und Hobbys und Treffen mit Freunden zu ermöglichen.
Sprechen, wenn es keine Heilung mehr gibt
Ist ein Elternteil unheilbar erkrankt, sollten die Kinder auch darüber informiert werden. Die Botschaft, dass die Ärzte alles dafür tun, dass Mama oder Papa auch mit dem Krebs gut leben kann, ist ein erster Schritt. Eltern können Kinder weiter unterstützen, wenn sie alle sichtbaren Veränderungen beim Erkrankten behutsam thematisieren und erklären. Wenn die Prognose nur noch wenige Wochen Überlebenszeit vermuten lässt, sollte mit den Kindern auch konkret über das Sterben des Elternteils gesprochen werden. Besuche am Sterbebett sind für viele Kinder wichtig, um Abschied nehmen zu können. Manche Eltern nutzen die verbleibende Zeit auch für das Anfertigen von Nachrichten in Form von Videobotschaften oder Briefen, die sie dem Kind hinterlassen wollen. Auch das Sprechen über das, was nach dem Tod ist und das Finden einer gemeinsamen Idee, wo der Elternteil nach dem Tod sein könnte, entlastet und tröstet Kinder. Mama oder Papa wird so immer Teil ihres Lebens bleiben.
In der Zeit der Trauer, sowie in allen anderen Phasen der Erkrankung, bietet die Berliner Krebsgesellschaft betroffenen Eltern und ihren Kindern bedürfnisorientierte Beratung in Form von Familien- oder Einzelgesprächen an. Auch Besuche in der Klinik, im Hospiz oder im häuslichen Rahmen sowie Videoberatungen sind möglich.
Adressen für Anlaufstellen: https://www.dapo-ev.de/fileadmin/templates/pdf/adressenliste_dapo_2016.pdf
Pressekontakt:
Berliner Krebsgesellschaft e.V.
Maren Müller MPH
Robert-Koch-Platz 7
10115 Berlin
Tel.: 030 - 280 41 955
E-Mail: mueller[at]berliner-krebsgesellschaft.de