Jedes Jahr werden 50.000 Kinder in Deutschland neu mit der Situation konfrontiert, dass ein Elternteil an Krebs erkrankt ist, so eine Schätzung des Robert-Koch-Instituts. Für Kinder bedeutet das einen tiefen Einschnitt in ihr gewohntes Leben. Die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit verändert nicht nur die eigene Gefühlswelt, sondern auch den gesamten Alltag der Familie. Das Familienleben wird durch die gesundheitliche Beeinträchtigung des Elternteils, Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte stark belastet. Der Welttag für Kinder krebskranker Eltern am 8. November soll auf ihre Situation aufmerksam machen.
Viele Kinder übernehmen in dieser schwierigen Situation mehr Verantwortung. Gleichzeitig kämpfen sie mit Ängsten und erleben oft intensive Gefühle wie Traurigkeit, Wut oder Ohnmacht. Diese Emotionen können sie häufig nur schwer ausdrücken oder verarbeiten. Oft fühlen sie sich allein gelassen, da die Erkrankung des Elternteils viel Aufmerksamkeit beansprucht. Außerdem spüren sie die Unsicherheiten der Eltern im Hinblick auf den Verlauf der Erkrankung und machen sich – je nach Alter – eigene Gedanken dazu.
Gerade in solchen Momenten benötigen Kinder und Jugendliche besondere Unterstützung, Verständnis und einen geschützten Raum, um ihre Gefühle zu verarbeiten und darüber zu sprechen. Das Beratungsteam der Berliner Krebsgesellschaft e.V. begleitet seit über 10 Jahren Kinder und Jugendliche krebskranker Eltern. Auch den Eltern stehen wir beratend zur Seite. Sie sind oft unsicher, wann und wie sie mit ihren Kindern über ihre Krebserkrankung sprechen sollen. In der Beratung können sie sich Rat holen. Wichtig ist vor allem eine offene, kindgerechte Kommunikation innerhalb der Familie. Denn wie Studien zeigen, ist dies entscheidend dafür, dass Kinder die schwierige Zeit gut bewältigen können.
„Wir sind für die ganze Familie da, wenn ein Familienmitglied von Krebs betroffen ist. Unsere Psychologinnen geben Kindern krebskranker Eltern Halt und Unterstützung. Die Eltern beraten wir, wie sie mit ihren Kindern über die Krankheit sprechen können und stehen ihnen bei der Bewältigung der Erkrankung zur Seite“, sagt Barbara Kempf, Geschäftsführerin der Berliner Krebsgesellschaft e.V. Im Jahr 2023 hat das Beratungsteam 927 Beratungs-gespräche mit krebsbetroffenen Familien geführt, davon 380 Gespräche mit Kindern und Jugendlichen. Insgesamt wurden 132 Kinder und Jugendliche aus 209 Familien betreut.
Eine wertvolle Hilfestellung für Eltern ist auch unser Ratgeber „Wenn Eltern Krebs haben. Antworten auf 10 häufige Fragen“. Die Broschüre enthält Informationen auf Deutsch, Englisch und Türkisch und kann hier kostenlos heruntergeladen werden: https://www.berliner-krebsgesellschaft.de/leben-mit-krebs/patientenratgeber-bestellen/downloads/