Von Krebserkrankungen wie Brustkrebs oder Leukämie weiß man, dass Physiotherapie parallel zur Chemotherapie die physische Verfassung der Patienten verbessern kann. Bei Lungenkrebs war das bislang nicht ganz klar. Im August 2010 hat Prof. Dr. Maike de Wit, Chefärztin der Klinik für Hämatologie und Onkologie am Vivantes Klinikum Neukölln, daher eine entsprechende Studie aufgelegt. Die Studie sollte klären, ob Physiotherapie in Form eines kombinierten Kraft- und Ausdauertrainings einen Einfluss auf die Lebensqualität und Selbständigkeit von Patienten mit fortgeschrittenem, inoperablem Bronchialkarzinom hat (Stadium IIIA, IIIB/IV).
Die insgesamt 46 Studienteilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die Interventionsgruppe erhielt das physiotherapeutische Training neun Wochen lang parallel zu den ersten drei Chemotherapiezyklen. Die Kontrollgruppe erhielt nur die Chemotherapie, ohne begleitendes physiotherapeutisches Training. Anfänglich wurden die Patienten stationär, anschließend ambulant weiter behandelt. Nach neun Wochen wurden die Patienten dann mittels Fragebogen der EORTC und dem Barthel-Index zu verschiedensten Aspekten ihrer Leistungsfähigkeit und Selbständigkeit befragt. Die Unterschiede der beiden Gruppen waren signifikant.
Das Training hat die Muskelkraft und Ausdauer gestärkt, so dass die Patienten der Interventionsgruppe eine deutlich größere Strecke innerhalb von sechs Minuten zurücklegen konnten und auch mehr Treppenstufen schafften als der Kontrollarm. Auch konnte die Luftnot durch Training reduziert und sogar die kognitive Leistungsfähigkeit gesteigert werden.
Besonders bemerkenswert ist, dass die Patienten der Interventionsgruppe in Folge ihrer besseren physischen Verfassung auch selbständiger waren als die der Kontrollgruppe. Sie konnten alltägliche Dinge wie Haushalt machen, Einkaufengehen oder sich waschen weitgehend ohne fremde Hilfe erledigen. Damit konnte Prof. de Wit zum ersten Mal zeigen, dass die physiotherapeutische Intervention auch bei Lungenkrebspatienten einen positiven Effekt auf die Selbständigkeit im Alltag hat.
Stand: Juni 2012