Wann wirkt Chemotherapie bei Brustkrebs?

Wie bei anderen Krebserkrankungen spielen auch beim Brustkrebs so genannte Biomarker eine Rolle. Sie werden im Tumorgewebe bestimmt und geben Hinweise, ob und wie eine Behandlung individuell wirkt. Um solche Biomarker ging es auch im Forschungsprojekt von Prof. Dr. Carsten Denkert vom Institut für Pathologie an der Charité. Prof. Denkert und seine Arbeitsgruppe hatten die Hypothese untersucht, ob molekulare Tumormarker geeignet sind, das Ansprechen des Mammakarzinoms auf eine neoadjuvante Chemotherapie (Chemotherapie vor der Operation) vorherzusagen. Und ob diese Aussage zu einer verbesserten Diagnostik und genauer definierten Therapie führen können.

Im Rahmen zweier klinischer Studien wurden insgesamt über 1 000 Gewebeproben untersucht, die vor der Chemotherapie aus dem Tumor entnommen wurden. Die Wissenschaftler beurteilten unter dem Mikroskop jede Probe, um Entzündungszellen, so genannte tumor-assoziierte Lymphozyten, nachzuweisen. Ergänzend wurden immunologische Biomarker getestet.

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass verschiedene molekulare Tumortypen unterschiedlich stark auf eine neoadjuvante Chemotherapie ansprechen. Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler belegen, dass ein vermehrtes Lymphozyteninfiltrat im Tumorgewebe ein unabhängiger prädiktiver Faktor für das Ansprechen auf eine neoadjuvante Chemotherapie ist. Wenn im Tumorgewebe vermehrt Lymphozyten (Abwehrzellen) vorhanden waren, hat die Chemotherapie bei etwa 40 Prozent der Patientinnen den Tumor erfolgreich zerstört. Hingegen erfolgte ohne diese Abwehrzellen bei nur drei bis sieben Prozent eine komplette Auflösung des Tumors.

Das bedeutet, dass eine Chemotherapie bei Brustkrebspatientinnen besonders gut wirkt, wenn bereits vor Beginn der Behandlung Abwehrzellen im Tumorgewebe festzustellen sind. Dann ist das Immunsystem im Bereich des Tumors aktiviert und kann die Wirkung der Chemotherapie verstärken.

Diese Ergebnisse bilden die Grundlage, um künftig Chemotherapien gezielter einzusetzen und unnötige Nebenwirkungen zu vermeiden. Möglicherweise dienen sie auch dazu, neue Behandlungsansätze durch die Kombination von Chemo- und Immuntherapie zu finden. Als nächsten Schritt plant die Arbeitsgruppe um Prof. Denkert die Entwicklung eines molekularen Tests zur Vorhersage des Ansprechens auf eine neodajuvante Chemotherapie.

Die Berliner Krebsgesellschaft konnte mit einer Anschubfinanzierung diesem Projekt eine wichtige Starthilfe geben und legte damit die Grundlagen für ein weiteres Anschlussprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Titel „Neopredict“ gefördert wird. Im Januar 2010 wurden die Forschungsergebnisse schließlich im Journal of Clinical Oncology publiziert.

Beatrice Hamberger
Pressestelle
Berliner Krebsgesellschaft e.V.

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