Bislang ist nur wenig über die Entstehung von primär kutanen Lymphomen bekannt. Forscher vom Hauttumorzentrum der Charité um Dr. med. Daniel Humme haben deshalb vor zwei Jahren ein ambitioniertes Projekt zur Erforschung dieser eher seltenen Tumoren und hier insbesondere von primär kutanen T-Zell-Lymphomen begonnen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten steht die so genannte „Mycosis fungoides“. Dabei handelt es sich um ein niedrig malignes kutanes T-Zell-Lymphom der Haut, welches bei rund 80 Prozent der Patienten über Jahrzehnte gut behandelbar ist. Heilbar ist die Erkrankung aber bisher nicht. Die Mycosis fungoides tritt meist zunächst mit ekzemartigen roten Flecken auf. Später kommen häufig dicker infiltrierte Plaques hinzu. Bei schwereren Krankheitsverläufen bilden sich im so genannten Tumorstadium auch Knoten auf der Haut. In seltenen Fällen kann die Krankheit auch fortschreiten und auf die Lymphknoten oder andere Organe übergehen.
Im ersten Teil ihrer Arbeit haben Dr. Humme und seine Kollegen daran gearbeitet, die Tumorzellen in den Hautproben zu lokalisieren. Dieser Schritt ist notwendig, weil sich im Infiltrat neben den Tumorzellen auch viele entzündliche Begleitzellen befinden. Um die Tumorzellen kenntlich zu machen, färben die Forscher ein bestimmtes Oberflächenprotein mit einem Antikörper. Durch diese immunhistochemischen Färbungen können die Wissenschaftler erkennen, in welchen Hautschichten sich die entarteten Zellen befinden und die verschiedenen Krankheitsstadien miteinander vergleichen. Zudem können sie nachverfolgen, wie sich die Zellen im Krankheitsverlauf entwickeln. Da das Oberflächenmolekül bei allen entarteten Lymphomzellen zwar prinzipiell dasselbe ist, dieses aber bei jedem Patienten durch einen individuellen genetischen Code verschlüsselt ist, müssen Humme und seine Kollegen bei jedem Patienten erst den genetischen Code analysieren, bevor sie die Antikörper anwenden können.
Inzwischen haben die Wissenschaftler vom Hauttumorzentrum in Kooperation mit der Rockefeller Universität in New York entartete Lymphomzellen isoliert und erste Genexpressionsanalysen durchgeführt. Die Isolierung der Zellen erfolgt dabei mittels Laser Capture Microdissektion. Bei dem Verfahren werden die Tumorzellen erst angefärbt und dann mit einem Laser aus dem Gewebe herausgeschnitten. Die isolierten Tumorzellen werden für die Genexpressionsanalysen benötigt. Mit der Analyse wollen die Wissenschaftler herausfinden, welche Gene im Vergleich zu gesundem Gewebe hoch- bzw. herunterreguliert sind.
Wenn die Genexpressionsanalysen abgeschlossen sind, müssen die daraus gewonnen Erkenntnisse nochmals durch Laboruntersuchungen bestätigt werden. Anschließend werden die Wissenschaftler die Gene dazu nutzen, um die Abläufe im Tumorstoffwechsel zu analysieren und besser zu verstehen. Ziel der Forschungsarbeit ist es, eines Tages neue Medikamente zu finden, die bei den Pathomechanismen von primär kutanen Lymphomen wirken.
Stand: April 2013