Warum verwandeln sich einige Non-Hodgkin-Lymphome in aggressive B-Zell-Lymphome?

Das Non-Hodgkin-Lymphom ist eine bösartige Form von Lymphdrüsenkrebs. Bei etwa jedem vierten Patienten wandeln sich zunächst niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome in aggressive B-Zell-Lymphome um. Warum das so ist, weiß man bislang nicht. Wissenschaftler vermuten, dass das Umfeld der Lymphomzellen eine entscheidende Rolle beim Krebswachstum spielen könnte. Insbesondere bei den follikulären Lymphomen, das ist eine Untergruppe der Non-Hodkin-Lymphome, gibt es hierfür Hinweise in Publikationen diverser Arbeitsgruppen.

Deshalb untersuchen Charité-Forscher um Prof. Dr. Ioannis Anagnostopoulos vom Institut für Pathologie verschiedene Zellpopulationen im Mikromilieu dieser Tumore. Die Forscher erhoffen sich durch die Analysen, den entscheidenden Unterschied zu finden, warum die einen Tumore in aggressive B-Zell-Lymphome übergehen, während andere vergleichsweise harmlos bleiben. Pathologe Anagnostopoulos zufolge könnte anhand der Erkenntnisse dann ein Prognosemarker entwickelt werden, mit dessen Hilfe der Krankheitsverlauf vorausgesagt werden kann. Jene Patienten mit einem hohen Risiko würde man auf jeden Fall engmaschiger kontrollieren, den anderen könnte man berechtigte Hoffnung auf einen günstigen Verlauf machen.

Für ihre Studie, die von der Berliner Krebsgesellschaft gefördert wird, nutzen die Forscher Tumormaterial von insgesamt 60 Patienten, die an der Charité seit 2005 behandelt worden sind. Alle haben die gleiche Behandlung bekommen und von allen liegen detaillierte Angaben zum klinischen Verlauf über einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren vor.

Derzeit werden am Institut für Pathologie zum Beispiel follikuläre dendritische Zellen, Makrophagen, unterschiedliche T-Zell-Typen oder Proteine der immunologischen Synapse im Tumormilieu untersucht. All diese Zellpopulationen, stehen im Verdacht, die Transformation zu begünstigen. Bislang konnten die Forscher zwar noch keine auffälligen Unterschiede finden, doch die Analysen sind noch nicht abgeschlossen. Selbst wenn am Ende kein Prognosemarker identifiziert werden kann, werden die Daten aber für eine weitere Fragestellung nützlich sein: nämlich ob es eine Korrelation zwischen Mikromilieu und Überlebenszeit gibt. Diese Untersuchung soll in einem nächsten Schritt folgen und könnte wichtige Hinweise auf die unterschiedlichen Krankheitsverläufe bei Non-Hodgkin-Lymphomen liefern.

Stand: August 2015

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