Die Mastzelle ist die wichtigste Zelle bei der Auslösung allergischer Erkrankungen wie Asthma oder Heuschnupfen; und es gibt keine Zelle, die mehr Entzündungen macht und tödlicher für den Organismus ist. Mit Krebs wurden diese gefährlichen Allergiezellen praktisch noch nie in Verbindung gebracht. Das Charité-Team um Prof. Dr. Marcus Maurer konnte jetzt jedoch einen wichtigen Zusammenhang von Mastzellen und Tumorwachstum zeigen. Die Berliner Krebsgesellschaft hat die Allergieforscher von der Charité Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie dabei maßgeblich unterstützt.
In ihren Experimenten untersuchten die Forscher zunächst Mäuse, die aufgrund einer natürlichen Mutation ohne Mastzellen auf die Welt kommen. Dabei machten sie einen erstaunlichen Fund: Die Mäuse ohne Mastzellen entwickelten deutlich mehr Hauttumoren als ihre Artgenossen – ihre Krebsabwehr funktionierte offenbar nicht mehr. Diese erhöhte Bereitschaft konnten die Forscher aber abstellen, indem sie den Mäusen die fehlenden Mastzellen zurückgaben. Anschließend verhielten sich die so behandelten Mäuse hinsichtlich ihres Tumorwachstums wieder wie ganz normale Mäuse. Das legte die Vermutung nahe, dass Mastzellen möglicherweise auch eine gute Eigenschaft besitzen, nämlich dass sie vor Krebs schützen.
Um ihren Verdacht zu erhärten, untersuchten Maurer und seine Kollegen anschließend Hautkrebsproben und gesunden Hautproben. Sowohl im Tumorstroma als auch in gesunder Haut fanden sie ganz unterschiedliche Typen von Mastzellen vor. In manchen befinden sich mit Krebs assoziierte Eiweiße, in manchen nicht. Dass Mastzellen ganz unterschiedliche Eigenschaften besitzen, war bislang so nicht bekannt, nährte aber weiter den Verdacht, dass eine der Eigenschaften eine Art Schutz vor Krebswachstum oder Metastasierung ist.
Im nächsten Schritt wollen die Forscher nun intensiv der Frage nachgehen, welche Auswirkung es hat, wenn Mastzellen bestimmte Krebsmarker exprimieren. Noch steht die Forschung hier ganz am Anfang. Aber natürlich hoffen die Wissenschaftler dass es eines Tages gelingen wird, die Eigenschaften der Mastzellen zur Tumorabwehr zu nutzen. Zum Beispiel, indem man bestimmte Funktionen der Mastzellen im Menschen an- oder abschaltet. Das wäre dann ein sehr eleganter Weg, Hautkrebs zu verhindern. Möglicherweise lassen sich diese Erkenntnisse dann auch auf andere Tumorentitäten übertragen. Denn Mastzellen befinden sich nicht nur in der Haut, sondern halten sich auch in anderen Strukturen des Körpers auf.
Bis auf dieser Basis allerdings neue Therapien entwickelt werden können, müssen die Wissenschaftler aber erst sehr gut verstehen, wie Mastzellen überhaupt gegen Tumore vorgehen. Und das ist noch ein sehr weiter Weg.
Stand: Oktober 2014