Wissenschaftler des Charité Instituts für Biochemie um Prof. Dr. Peter M. Kloetzel haben dank Unterstützung der Berliner Krebsgesellschaft eine vielversprechende Entdeckung gemacht: An Tumorproben des humanen Melanoms konnten sie ein neues Proteinfragment ausfindig machen, das wiederum körpereigene T-Zellen – also Immunzellen stimuliert. Bei dem Proteinfragment handelt es sich um ein sogenanntes „gespleißte Tumorepitop“, das sich auf der Zelloberfläche befindet. Normalerweise erkennt das menschliche Immunsystem keine Proteinfragmente des eigenen Körpers und eliminiert sie folglich auch nicht. Bei gespleißten Tumorepitopen scheint dies jedoch anders zu sein: Sie entstehen, indem aus einem Proteinfragment etwas herausgeschnitten wird und die beiden übrig bleibenden Fragmente wieder zusammengesetzt werden. Dadurch entsteht eine völlig neue Sequenz, die es normalerweise im Körper nicht gibt. Dieser Vorgang ist zwar extrem selten, aber wie Prof. Kloetzel und sein Team zeigen konnten, viel häufiger als bislang angenommen.
Prof. Kloetzel zufolge wäre es geradezu optimal, wenn Tumorpatienten T-Zellen gegen diese Tumorepitope entwickeln würden. Denn dann könnte man nämlich genau die T-Zellen für eine Immuntherapie nutzen. Hierbei würde man den entsprechenden T-Zellrezeptor im Labor klonieren – diesen in T-Zellen von Patienten transferieren und die T-Zellen anschließend dem Patienten über eine Reinfusion wieder zurückgeben. Eine derart aufgerüstete Körperpolizei könnte dann den Tumor gezielt bekämpfen.
Noch aber fehlt der Beweis für die Hypothese der Wissenschaftler, die da lautet: Bestimmte mutierte Peptidfragmente generieren gespleißte Tumorepitope, die der Körper als fremd erkennt und folglich T-Zellen dagegen entwickelt. Doch der Ansatz scheint vielversprechend zu sein und wird nun am Berliner Institut für Gesundheitsforschung anhand von Zellsystemen verschiedenster Tumore weiter erforscht. Das Bundesministerium für Forschung (BMBF) und die Einstein-Stiftung unterstützen das Folgeprojekt mit hohen Fördersummen. Den Stein ins Rollen hat aber die Berliner Krebsgesellschaft gebracht. Dank einer Anschubfinanzierung ist es Kloetzel und seinem Team nämlich gelungen zu zeigen, dass gespleißte Tumorepitope immunologisch eine viel größere Rolle spielen als man bislang dachte. Viele Krebsforscher sind nun überzeugt, dass aus der Neuentdeckung eines Tages ein T-Zelltherapie entwickelt werden könnte.
Stand: April 2014