Berlin, 31. Mai 2024 – Rund einhundert Mitarbeitende der Beratungsstellen der bezirklichen Gesundheitsämter haben den 2. Fachtag der Berliner Krebsgesellschaft e.V. (BKG) genutzt, um sich über neueste Entwicklungen der Psychoonkologie und der Krebsmedizin zu informieren, sich auszutauschen und zu vernetzen. Damit haben doppelt so viele Beratungskräfte teilgenommen wie im Vorjahr. Der Fachtag ist Teil des Curriculums „Psychosoziale Qualifizierung mit onkologischem Schwerpunkt“, dem kontinuierlichen Weiterbildungsangebot der BKG für die bezirklichen Beratungskräfte. Die Veranstaltung fand von 10 bis 14 Uhr im Hörsaal des Kaiserin-Friedrich-Hauses in Berlin-Mitte statt.
Ellen Haußdörfer, Staatssekretärin für Gesundheit und Pflege der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege: „Das Angebot einer qualifizierten Beratung für krebsbetroffene Menschen in jedem Berliner Bezirk ist ein wichtiger Baustein in der Versorgung der Berliner Bevölkerung. Einen möglichst niedrigschwelligen und vor allem zeitnahen Zugang zu einer psychosozialen und sozialrechtlichen Beratung zu erhalten, kann sowohl einen positiven Einfluss auf den Verlauf einer Krebserkrankung, als auch auf den Alltag und das Leben der Menschen mit der Erkrankung Krebs haben. Der heutige Fachtag zeigt, wie wichtig und effektiv eine Zusammenarbeit und das gemeinsame Wirken aller Beteiligten im Versorgungssystem zum Wohle von Krebsbetroffenen ist. Er trägt damit zu einer qualitativ guten Versorgung und somit zu einer gesundheitlichen, psychischen und sozialen Stabilität von krebsbetroffenen Berliner*innen in unserer Stadt bei.“
Barbara Kempf, Geschäftsführerin der Berliner Krebsgesellschaft e.V.: „Mit rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben doppelt so viele Beratungskräfte den Fachtag besucht wie im Vorjahr. Wir werten diese positive Resonanz als Zeichen der Wertschätzung für unser Weiterbildungsangebot an die Mitarbeitenden der bezirklichen Beratungsstellen.
Sie leisten einen wichtigen Beitrag in der kompetenten Begleitung und Beratung von Krebsbetroffenen und deren Angehörigen. Uns alle verbindet die Motivation, Krebsbetroffene so fachkundig wie möglich zu unterstützen.“
Im ersten Teil des Fachtages ging es um die mentale und psychosoziale Situation von Krebsbetroffenen und mit welchen Instrumenten diese richtig eingeschätzt werden kann.
Dabei standen Anwenderfreundlichkeit und Niedrigschwelligkeit sowie die Akzeptanz durch Ratsuchende im Vordergrund. Der Vortrag zu „Krebs und Armut“ widmete sich den Folgen einer Krebserkrankung für die wirtschaftliche und gesundheitliche Situation der Krebsbetroffenen.
Im zweiten Teil des Fachtages standen Behandlungs- und Therapieformen bei Hals-Nasen-Ohren-Tumoren im Mittelpunkt. Die Sicht der Betroffenen brachte Barbara Müller, Vertreterin des Selbsthilfenetzwerks Kopf-Hals-M.U.N.D-Krebs e.V. ein: „Rund 15.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Kopf-Hals-Mund-Tumoren. Oft wird der Krebs spät erkannt, sodass radikale Behandlungen erforderlich sind: Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Einschränkungen beim Kauen, Schlucken, Schmecken, Sprechen sind die Folgen. Es kann zu Gesichtsentstellungen kommen und zur (Selbst-) Isolation der Betroffenen. Nach der stationären Behandlung kommt es oft zu Lebenskrisen, die materieller, sozialer oder psychischer Art sein können. Wichtig ist daher eine ambulante Betreuung, um die Lebensqualität der Krebsbetroffenen wiederherzustellen und zu verbessern. Auch die Selbsthilfe kann und soll dazu beitragen. Der Austausch mit Gleichbetroffenen hilft, motiviert, macht Mut und vermittelt das Gefühl: Ich bin nicht allein.
Die Selbsthilfegruppe Kopf-Hals-Mund-Krebs Berlin und das bundesweite Selbsthilfenetzwerk Kopf-Hals-Mund-Krebs e.V. begrüßen und unterstützen daher den heutigen Fachtag der Berliner Krebsgesellschaft zu diesem Thema.“
Erstmals waren beim Fachtag auch Ärzt:innen und Psychoonkolog:innen aus Berliner Kliniken vertreten, darunter die Charité, das DRK Klinikum Berlin-Mitte, die Evangelische Lungenklinik, das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, das Helios Klinikum Berlin-Buch, die Parkklinik Weißensee und das Vivantes Krankenhaus Am Urban. Der Fachtag fördert somit auch den Austausch zwischen ambulanten und stationären psychosozialen Versorgungs- und Beratungsangeboten. Dies findet bislang noch recht wenig statt, ist aber sehr wichtig, um die Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Versorgung zu
verbessern.
Das Curriculum „Psychosoziale Qualifizierung mit onkologischem Schwerpunkt“
Mit diesem Angebot leistet die Berliner Krebsgesellschaft e.V. einen wichtigen Beitrag zur ambulanten Krebsberatung in Berlin. Viele Betroffene und ihre Angehörigen wenden sich nach der Diagnose oder im Verlauf einer Krebserkrankung an die Beratungsstellen der Berliner Gesundheitsämter.
Da der medizinische Fortschritt vor allem in der Krebsmedizin rasant ist, informiert die Berliner Krebsgesellschaft e.V. die Beratungskräfte der Gesundheitsämter über neueste Entwicklungen der Diagnostik, Therapie, Nachsorge und Prävention. Aktuelle Entwicklungen im Bereich der psychosozialen Beratung von Krebsbetroffenen und Angehörigen sind ebenfalls wichtiger Teil der Weiterbildung.
Eine erfolgreiche Krebsbehandlung hängt auch von der weiteren Betreuung außerhalb der Kliniken und Fachpraxen ab. Die Berliner Krebsgesellschaft e.V. möchte mit dem Curriculum dazu beitragen, psychosoziale Krebsberatungsangebote mit hoher fachlicher Kompetenz weiterzuentwickeln.
Das Curriculum „Psychosoziale Qualifizierung mit onkologischem Schwerpunkt“ wurde 2014 ins Leben gerufen und nach einer längeren Pause im Oktober 2022 wieder aufgenommen.
Es besteht aus fünf je halbtägigen Präsenzveranstaltungen mit Fachvorträgen. Zudem werden seit Juni 2023 einmal monatlich einstündige Webinare zu einem Thema angeboten.
Dazu werden Expert:innen aus dem onkologischen Versorgungsnetzwerk Berlins eingeladen. Einmal im Jahr findet ein Fachtag statt. Das Weiterbildungsangebot der BKG ist für die Bezirke kostenlos und wird gegenwärtig größtenteils aus Spenden finanziert.
Über die Berliner Krebsgesellschaft e.V.
Jedes Jahr erhalten in Berlin etwa 21.500 Menschen eine Krebsdiagnose. Unser Beratungsteam unterstützt Krebsbetroffene und ihre Angehörigen in allen Phasen der Erkrankung. Wir bieten psychoonkologische und soziale Beratung an vier Standorten in Berlin – kostenlos und unabhängig. Unsere kultursensible Krebsberatung auf Türkisch antwortet auf die Bedürfnisse einer vielfältigen Stadt.
Die Berliner Krebsgesellschaft ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit mehr als 65 Jahren für Krebsbetroffene in Berlin engagiert. Unser Kurs- und Informationsangebot und die Prävention finanziert die Berliner Krebsgesellschaft e.V. durch Spenden, Zuwendungen und Erbschaften. Die psychosoziale Beratung für Krebsbetroffene und ihre Angehörigen wird zu einem Großteil durch öffentliche Fördermittel ermöglicht.
Weitere Informationen: www.berliner-krebsgesellschaft.de
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