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Weltkrebstag 2016: Personalisierte Medizin stimmt Krebsforscher optimistisch

Die personalisierte Medizin macht große Fortschritte, heißt es oft. Was führende Forscher und ein Nobelpreisträger dazu sagen, ist in einer Podiumsdiskussion am 11. Februar in Berlin zu hören. Anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar 2016 hat die Berliner Krebsgesellschaft hierzu Stimmen eingefangen.

Allein in diesem Jahr werden in Deutschland rund eine halbe Million Menschen an Krebs erkranken. Etwa jeder zweite davon wird voraussichtlich geheilt. Werden künftig mehr Menschen ihre Krebserkrankung überleben oder wird man die Entstehung bösartiger Tumore sogar verhindern können? Führende Forscher sind relativ optimistisch. Die personalisierte Medizin werde gerade bei Krebs in den nächsten Jahren bedeutende Fortschritte machen, heißt es im Vorfeld einer Podiumsdiskussion, die am 11. Februar in Berlin stattfinden wird. Mit dabei sind der Nobelpreisträger für Medizin Bruce Beutler aus Texas, der Krebsimmunologe Hans Schreiber aus Chicago und der stellv. Vorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft Manfred Dietel. Gemeinsam mit den Berliner Forschern Angelika Eggert, Nikolaus Rajewsky und Erwin Böttinger werden sie auf Einladung der Einstein Stiftung Berlin über die Zukunft der personalisierten Medizin diskutieren.

Genetische Untersuchungen des Tumors bald Standard

Die personalisierte Krebsmedizin gibt es in größerem Umfang erst seit 15 Jahren. Ein entscheidender Durchbruch war die Entschlüsselung des menschlichen Genoms. Heute kann man genetische Abweichungen (Mutationen) in relativ kurzer Zeit erkennen. Eine mutationsspezifische Diagnostik wird mittlerweile bei jedem dritten Tumor durchgeführt. Dazu gehören unter anderem Brustkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs, das maligne Melanom, Schilddrüsenkrebs sowie zahlreiche Blutkrebsarten. Der Leiter des Instituts für Pathologie an der Charité, Prof. Dr. Manfred Dietel, geht davon aus, dass man in absehbarer Zeit fast alle bösartigen Tumore genetisch untersuchen wird, um dann gezielt bestimmte Aktivierungsmechanismen in den Zellen abzuschalten. „Man wird sicher nicht jeden Patienten heilen können“, sagt Dietel „aber Krebs wird sich mehr und mehr zu einer chronischen Erkrankung entwickeln, mit der sehr viel mehr Patienten deutlich länger und besser leben können als bisher“, so der Krebsexperte. Seiner Ansicht nach werden dabei Immuntherapien immer stärker zum Einsatz kommen, „letztlich aber die Kombinationstherapie mit mehreren Ansätzen noch auf Jahre der Goldstandard bleiben.“

Bessere Behandlungsergebnisse und höhere Heilungsraten

Prof. Dr. Erwin Böttinger, der seit November das Berliner Institut für Gesundheitsforschung leitet, blickt ebenfalls optimistisch in die Zukunft und sieht in der personalisierten Medizin den entscheidenden Schlüssel zum Erfolg. Die genetische Diagnostik zur Identifizierung von Tumoren sei mittlerweile weltweit verbreitet, sagt er. ,,Das führt dazu, dass die Behandlungsergebnisse und Heilungschancen künftig weiter verbessert werden können.“ Auch präventive Methoden seien auf einem guten Weg, meint der Professor für Personalisierte Medizin. „In wenigen Jahren werden wir wahrscheinlich die Entwicklung mancher Krebsarten, insbesondere solcher, die durch Umweltbedingungen beeinflusst sind, verhindern können.“

Spürbare Fortschritte bei Krebserkrankungen im Kindesalter erwartet unterdessen Einstein-Professorin Dr. Angelika Eggert. Während personalisierte Therapiekonzepte derzeit nur bei Rückfällen kindlicher Krebserkrankungen eingesetzt werden, hält die Kinderonkologin dies in Zukunft auch in der Erstlinientherapie für denkbar. 80 Prozent aller Kinder könnten heute schon von ihrer Krebserkrankung geheilt werden, erklärt die Direktorin der onkologischen Kinderklinik der Charité und Präsidentin des Deutschen Krebskongresses. Künftig könnten die Heilungsraten weiter steigen. „Ich glaube, dass molekular gezielte Therapien zusammen mit Immuntherapien entscheidend zu dieser Entwicklung beitragen werden.“

Personalisierte Immuntherapien sind auf dem Weg

Grund zur Hoffnung sieht auch der Krebsimmunologe Prof. Dr. Hans Schreiber von der Universität Chicago. Der Deutsche, der seit über 40 Jahren in den USA forscht, hat eine personalisierte Immuntherapie entwickelt, die das körpereigene Abwehrsystem zur Krebsbekämpfung mobilisiert. Bei dem Verfahren handelt es sich um einen so genannten T-Zell-Rezeptor-Transfer, bei dem die Forscher unverbrauchte T-Zellen des Patienten mit mutationsspezifischen T-Zell-Rezeptoren versehen. Die im Labor modifizierten Immunzellen werden anschließend dem Patienten zurückgegeben – und sollen den Krebs gezielt erkennen und bekämpfen. An Mäusen hat die Therapie bereits zu verblüffenden Erfolgen geführt. „Wir haben sehen können, wie selbst große Tumore zerfallen sind“, berichtet Schreiber. Anschließend seien die Tiere vollkommen gesund gewesen. „Ich bin zuversichtlich, dass diese kurative Methode auch bei Menschen erfolgreich sein wird.“

In Berlin will der Krebsimmunologe als Partner eines Konsortiums aus sechs weiteren Forschungsgruppen den T-Zell-Rezeptor-Transfer nun erstmals an Krebspatienten testen, „weil hier Großartiges auf diesem Gebiet geleistet wird.“ Dieses Konsortium entstand unter der Leitung Thomas Blankensteins (Max Delbrück Centrum für Molekulare Medizin) durch die Unterstützung des Berlin Instituts für Gesundheitsforschung. Die Einstein Stiftung hat den „Visiting Fellow“ Hans Schreiber nach Berlin gebracht und richtet auf seine Initiative hin auch die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion aus.

Podiumsdiskussion der Einstein Stiftung: „Medicine gets personal: gene-based therapies for a new era in treatment?“

Über die Zukunft der personalisierten Medizin diskutieren: Der Genetiker, Immunologe und Nobelpreisträger Bruce Beutler (Universität Texas), Krebsimmunologe Hans Schreiber (Universität Chicago), Pathologe Manfred Dietel (Charité), Einstein-Professorin und Kinderonkologin Angelika Eggert (Charité), Grundlagenforscher Nikolaus Rajewsky (Max Delbrück Center für Molekulare Medizin, Berlin Buch) und der Professor für Personalisierte Medizin Erwin Böttinger (Vorstand des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung).

Wann? 11. Februar 2016 um 19 Uhr
Wo: Französische Friedrichstadtkirche, Gendarmenmarkt 5, 10117 Berlin

Die Berliner Krebsgesellschaft ist Kooperationspartner. Die Veranstaltungssprache ist Englisch. Anmeldung unter www.einsteinfoundation.de

Über die Berliner Krebsgesellschaft

Die Berliner Krebsgesellschaft ist für krebsbetroffene Menschen der Ansprechpartner vor Ort. Kostenfreie persönliche Beratung, direkte Hilfe und weitreichende Unterstützung von Patienten und Angehörigen sind die Kernaufgaben der gemeinnützigen Organisation. Weitere wichtige Aufgaben sind Aufklärung und Information der Berliner Bevölkerung sowie Förderung der Krebsforschung und der ärztlichen Weiterbildung. Der gemeinnützige Verein ist seit über 60 Jahren für das Wohl krebskranker Menschen in Berlin tätig und finanziert sich ausschließlich über Erbschaften und Spenden. Ziel der Berliner Krebsgesellschaft ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Heilungschancen zu erhöhen.

Über die Einstein Stiftung Berlin

Die Einstein Stiftung Berlin wurde 2009 vom Land Berlin gegründet. Zweck der Stiftung ist es, Wissenschaft und Forschung in Berlin auf internationalem Spitzenniveau zu fördern und das Land dauerhaft als attraktiven Wissenschaftsstandort zu etablieren.

Pressekontakt

Berliner Krebsgesellschaft e.V.
Maren Müller, Beatrice Hamberger
Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin
Tel.: 030 - 280 41 955
Fax: 030 - 282 41 36
E-Mail: presse@berliner-krebsgesellschaft.de
www.berliner-krebsgesellschaft.de

 

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